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unhäufig gestellte Fragen

Liebe Lesenden,

ich bin kein guter Blogger. Das kann daran liegen, dass mir wenig passiert, was sich zu bloggen lohnt, aber auch daran, dass es mir schwer fällt etwas zu schreiben, was keine direkten Adressaten hat. (Auch wenn ich weiß, dass dieser Eintrag vermutlich von Shiva und Eike bemerkt wird, dank rss) Mails liegen mir mehr – aber jetzt nehme ich mir seit etwas einem halben Jahr vor, einen Rückblick auf die letzten Monate zu verfassen und bin nun zu einer Form gekommen, die das vielleicht erleichtert: das Interview.

Herr F.: Herr Glaser, was machen sie jetzt eigentlich in Bamberg?

Herr G.: Braunschweig, nicht Bamberg. Die Stadt um VW herum. Wolfsburg trug früher übrigens den Titel „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ – ich finde, dass dies irgendwie Allgemeinwissen sein sollte.

F: Vielen Dank für diese notwendige und weitsichtige Information. Und wie lebt es sich jetzt in Braunschweig? Was gibt es interessantes über die Stadt, ihre Menschen und Möglichkeiten zu berichten.

G: Schwer das jetzt „über das Knie zu brechen“. Braunschweig ist eine Stadt, in der man gut leben kann und gegenüber meiner Studienheimat [Konstanz, Anmerkung der Redaktion] büßt man jetzt auch nicht so viel ein. Die drei Sachen, die ich vermisse sind (in beliebiger Reihenfolge): Die Menschen, die Cherisy Kaserne (inklusive Zebra und Contrast) und die Bibliothek der Uni Konstanz. Manchmal auch den See, aber eher die anderen Sachen.

Ok, brechen wir die Frage herunter in drei Kategorien: Stadt, Wg, Arbeitsplatz. (Familie und Liebe klammere ich mal aus, in diese Klammer hinein). Als Stadt bietet Braunschweig das Nexus – ziemlich gute Musik – und andere Orte, die es sich zu besuchen lohnt, bsp. eine Spielebar mit Brettspielen. Mit dem Universum und C1 als Kinos kann man relativ zufrieden sein, vor allem die Cinemathek haut dann immer mal wieder gutes Programm raus. Bars müssen nicht um 2 oder 3 Uhr schließen und verkaufen gutes Bier (Wolters kann man durchaus trinken). Zudem ist Braunschweig relativ nah ab Berlin, Hamburg, Hannover, etc. Also überschwänglich Braunschweig zu loben, würde kaum jemand glauben, aber klagen wäre auch übertrieben.

Die Wg – die ich mir mit vier Menschen teile und unserem Kater Karli teile – ist wunderbar gechillt, etwas erwachsener als frühere Wohnsituationen, wobei ich das hier positive verstehe. Glaube das bringt „regelmäßige“ Arbeit mit sich, dass es einem nicht mehr so egal ist, wie viel Chaos herrscht. Dafür ist die Stimmung heiter und man findet meistens jemand für Bier (wobei eher Wein) oder skurrile Tv, Film, Spiele-Sachen oder Gitarrenmusik.

Die HBK als Arbeitsgeber ist eigentlich durchgängig ziemlich großartig, vermutlich kann man sich an einer Kunsthochschule gar nicht „fehl“ fühlen und die Medienwissenschaft hier ist zwar nicht voller Menschen, aber alle Personen machen das mit doppeltem Einsatz, Witz und Wissen wieder wett. (Witz, Wissen, wieder, wett – fast schon poetisch). Tatsächlich fühle ich mich hier wohl, auch wenn ich manchmal noch unter dem „imposter syndrom“ leide und mich frage, ob man irgendwann all die vielen Namen zuordnen können kann (oder muss) und ja, all das, was zum akademischen Durcheinander gehört. Sagen wir es so: falls man irre genug ist, so etwas tun zu wollen, ist die HBK ein guter Augangspunkt.

F: Ist es merkwürdig über solche Dinge öffentlich zu schreiben?

G: Ich gehe ja bei „Öffentlichkeit“ nicht davon aus, dass es am Ende tatsächlich Menschen lesen, aber ja. Roland Barthes hat einmal geschrieben, dass Sprache faschistisch ist, da sie einen dazu bringt (oder zwingt) sie zu verwenden auf eine bestimmte Weise. So ungefähr fühle ich mich, wenn man bedenkt, dass man nicht so genau weiß, wenn man eigentlich addresiert.

F: Zurück zum Thema – was machst du eigentlich den Tag?

G: Hätte ich einen QR-Code und würde man mich scannen, dann würde da stehen „Tim Glaser (MA), Wissenschaftlicher Mitarbeiter“. Das umfasst in der Praxis vor allem Seminare halten, Konferenzen / Tagungen / Workshops besuchen, dort auch selbst etwas vortragen, sehr viel Papierkram. Sachen unterschreiben, Hausarbeiten lesen, Bücher lesen, Idee finden, Rezensionen schreiben. Anderseits könnte man das vermutlich auch alles ganz anders machen. Dann gibt es noch Gremien – eine bisher noch etwas abstrakte Sache. Grundsätzlich ist man mit „viel Papier“ und anderen Medien ganz gut bedient.

F: Macht das überhaupt Spaß?

G: Papierkram selten, aber ich glaube dazu braucht es auch einen bestimmten Fetisch, um sich damit anzufreunden. Seminare halten meistens, manchmal ist es gruselig und man fühlt sich unsicher, schlecht vorbereitet, schlecht eingestimmt. Manchmal und meistens läuft es gut und man bekommt neue Ideen, kommt in anregenden Gespräche und hält am Ende spannende Hausarbeiten in den Händen. Ich lerne auch tatsächlich besser zu werden, zu mindestens bilde ich es mir ein.

F: Unsere Leser_innen fragen sich jetzt natürlich – wie wird es weiter gehen und was macht die Doktorarbeit?

G: Tatsächlich gibt es mittlerweile ein Arbeitstitel für die Doktorarbeit und ich versuche teilweise in den Vorträgen die ich halte, auch Themen davon zu verarbeiten und ja, es geht voran. Noch nicht mit Textproduktion, aber viel Inspiration und mehr Literatur und Materialsammlungen. Wie es darüber hinaus weiter geht, weiß vermutlich niemand, erst mal bin ich in Braunschweig und dann die Welt.

Eigentlich hatte ich auch mal vor über „Doktorand / Wissenschaftlicher Mitarbeiter“-Sein zu bloggen, weil ich das alles so seltsam faszinierend finde, aber wie gesagt, nicht meine Stärke.

F: Damit kann ich mich identifizieren.

G: Du existiert ja auch nicht.

F: Dann werde ich jetzt aufhören Fragen zu stellen – letzte Worte?

G: An dieser Stelle danke ich der Akademie und Grüntee. Grüntee – es ist gut.